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Oberbergische Zeitzeugen bereichern Sonderausstellung auf Schloss Homburg
Zu den historischen Aufnahmen der Sonderausstellung "Bergische Blicke" liefern Besucherinnen und Besucher wertvolle Informationen
Oberbergischer Kreis. Das Schwarz-Weiß - Foto zeigt ein Bauernhaus und dörfliches Leben mit acht Personen. "In dem Zimmer hinter diesem Fenster bin ich zur Welt gekommen", sagt Luzie Kunde aus Wipperfürth.
Die Sonderausstellung "Bergische Blicke" im Museum und Forum Schloss Homburg fördert wertvolle Erinnerungen zu Tage. "Der Photograf, Emil Hardt, muss vor dem Hühnerstall und dem Nutzgarten gestanden haben", ergänzt die Besucherin. Die Bäume auf dem historischen Foto stehen heute nicht mehr. Zum Vergleich zeigt Luzie Kunde das Profilbild auf ihrem Smart-Phone: Ein Walnussbaum neben einem Neubau, der heute auf dem Grundstück des ehemaligen Bauernhauses steht - ihr Bruder und ihr Sohn wohnen darin. Wie eng die Verbindung ihrer Familie zu diesem Ort ist, wird einmal mehr deutlich.
Informationen wie diese sind für Historiker von enormen Wert, sagt Denise Trump, die Kuratorin der Ausstellung. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museum und Forums Schloss Homburg berichtet, dass immer wieder Interessierte mit alten Privatfotos in die Sonderstellung kommen und wichtige Beiträge zu den Bildern in der Sonderausstellung liefern.
"Es sind häufig Schilderungen aus dem Familienleben, die uns die historischen Aufnahmen näher bringen. Durch ein abgebildeten Wegekreuz etwa, wird plötzlich die Geschichte dahinter bekannt; dass nämlich die Großmutter der Familie dieses Kreuz nach dem 2. Weltkrieg errichten ließ, weil der Sohn unversehrt aus dem Krieg ins Oberbergische zurückgekehrt ist", berichtet Denise Trump. Kommentare von Ausstellungsbesuchern verdeutlichen die fotografisch festgehaltene Alltagsszene: "Weißt du noch, wie wir als Kinder die großen Milchkannen schrubben mussten?" - Die abgebildete "Milchrampe" am Haus entpuppt sich als beliebter Aufenthaltsort im Dorf. Eine Zink-Badewanne auf dem historischen Foto liefert die Erkenntnis, dass es eine Wasserspülung in Wipperfürth-Eichholz erst ab 1971 in dem landwirtschaftlich geprägten Dorf gab.
Viele der abgelichteten Motive sind an Orten zu finden, die der Gummersbacher Manfred Strombach als Kind mit seinem Vater besucht hat. "Ein beliebtes Motiv war die Kerspetalsperre", sagt der Ausstellungsbesucher. Sein Vater (Jahrgang 1911) habe sich ab dem 17. Lebensjahr selbst mit dem Fotografieren befasst und zu Beginn auch Glasplatten genutzt, wie die Fotografen der Ausstellung im professionellen Bereich. Manfred Strombach berichtet aus Erzählungen seines Vaters, wie schwierig diese Glasplatten-Photografie gewesen sei: "Drei gelungene Aufnahmen an einem Tag waren schon viel!" Die Fotos seines Vaters haben Bezüge zu denen der Ausstellung. Professionelle Fotografen wie Emil Hardt haben dort gewirkt, wo auch Strombach-Senior Einiges dokumentiert hat. Für den Gummersbacher ist spannend, wie professionellen Blicke auf das Bergische viele Schnittstellen mit den "Amateur-Fotos" seines Vaters haben. Er hat neben privaten Aufnahmen von Familienfesten ebenfalls die abwechslungsreiche Landschaft des Bergischen abgelichtet.
Die Sonderausstellung "Bergische Blicke. Frühe Aufnahmen der Photographen August und Erich Sander, Theodor Meuwsen und Emil Hardt" ist noch bis 7. Oktober 2018 im White Cube des Museum und Forum Schloss Homburg zu sehen. Die Fotoschau vermittelt einen photographischen Überblick über das Bergische Land der 1870er bis in die 1930er Jahre.